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Wie aus Schwächen und Rückschlägen Stärken werden

Ein Blogartikel zur Motivation und Inspiration – von Thomas von Krafft

In meiner Arbeit begegnen mir immer wieder Geschichten von jungen Menschen, die sich in ihrer Kindheit als „irgendwie anders“ gefühlt haben – schwach, minderbemittelt, unsicher, nicht dazugehörig, gehandicapt entweder von Haus aus oder durch einen Unfall. Oft waren es genau diese Kinder und Jugendlichen, bei denen später viele staunten, wie viel Kraft, Willen, Talent und Erfolg in ihnen steckte. Und immer wieder zeigt sich: Wer sich seinen Schwächen und Rückschlägen stellt und dazu noch seine Talente entdeckt, kann daran wachsen, oft über sich hinaus, oft extrem erfolgreich.

 

Die stille Kraft der Entwicklung

Ich erinnere mich an einen Schüler aus einer 9. oder 10. Klasse: klein, dünn, still, irgendwie immer ein bisschen abseits und abwesend. Für die „Tollen“ und „Coolen“ war er oft Zielscheibe für Spott und Mobbing. Hätte man sein Leben damals auf diesen Moment reduziert, hätte man wohl wenig erwartet. Ganz klar: Ein Loser! Doch er ließ sich nicht unterkriegen. Er machte sein Abitur, studierte Architektur – und wurde später ein renommierter, erfolgreicher Architekt. Heute entwirft er preisgekrönte Gebäude und ist finanziell wie intellektuell vermutlich weit über vielen, die ihn damals erniedrigt haben.

Ein anderes Beispiel: Ein Mädchen, so schüchtern, dass sie schon beim ersten Blickkontakt rot anlief. Am liebsten wäre sie unsichtbar gewesen. Doch irgendwann entdeckte sie ihre Singstimme. Überraschenderweise verschwand beim Singen ihre ganze Scham und Unsicherheit. Sie spürte, wie stark sie sein konnte, wenn sie ihrer Begabung – und Berufung – Raum gab. Heute ist sie eine gefragte Opernsängerin. Eine Frau, die Tausende auf der Bühne berührt – mit einer Kraft, die tief in ihr verborgen war, und die damals auf dem Pausenhof niemand vermutet hätte.

 

Echte Beispiele aus aller Welt

Solche Geschichten sind keine Ausnahme – es gibt sie überall. Viele haben wir sogar live miterlebt. Wer erinnert sich nicht an die furchtbare Verletzung der deutschen Nummer 1 im Tennis, Alexander Zverev, 2022 bei den French Open in Paris. Er wurde damals im Rollstuhl vom Platz gefahren, hat sich danach mit erstaunlicher Disziplin und eisernem Willen zurückgekämpft und ist heute wieder einer der Besten der Welt.

Hier noch andere beeindruckende Beispiele:

  • Emily Blunt  Vom Stottern zum Schauspiel

    Die heute erfolgreiche Schauspielerin, stotterte als Kind so stark, dass sie kaum einen Satz herausbrachte. Erst auf der Bühne, beim Rollenspiel mit fremden Akzenten, konnte sie flüssig sprechen. Heute ist sie ein gefeierter Star.

  • Samuel L. Jackson – Vom Lispler zum Superstar

    Wer kennt ihn nicht! Er kämpfte ebenfalls mit einem schweren Sprechfehler. Schauspiel wurde für ihn Therapie und Ausdruckskraft. Aus dem Jungen, der kaum sprechen konnte, wurde eine der markantesten Stimmen Hollywoods.

  • Neeraj Chopra - Vom Übergewichtigen zum Topathleten

    Als Kind übergewichtig und alles andere als fit, entdeckte im Sport seine Leidenschaft – heute ist er ein indischer Nationalheld und Olympiasieger im Speerwurf.

  • Robert Easton – Von der Sprechhemmung zum Sprach-Coach

    Von einer heftigen Sprechhemmung geprägt, wurde später ein legendärer Dialekt-Coach in Hollywood. Seine Schwäche wurde zur Stärke und zu seinem beruflichen Markenzeichen.

  • Caroline Ducharme – Von Schlaganfällen zum Meistertitel

    Die UConn-Basketball-Spielerin erlitt in kurzer Zeit acht schwere Gehirnerschütterungen, die sie an den Rand ihrer Karriere brachten. Dank intensiver Therapie (u.a. Hyperbaric, kognitive Rehabilitation) kehrte sie nach 461 Tagen zurück – und spielte erneut eine Schlüsselrolle beim nationalen Meistertitel.

  • Hayley Raso – Vom gebrochenen Rücken zur WM-Heldin

    Die australische Fußball-Nationalspielerin erlitt 2019 einen Wirbelbruch, blieb monatelang gelähmt. Durch gezieltes Körpertraining und Rehabilitation spielte sie bereits sechs Monate später wieder, winkelte ihr Spiel hoch, trug zum WM-Halbfinale 2023 bei und spielt nun für Tottenham.

  • Alex Smith – Von der Horrorverletzung zum NFL-Comeback

    Smith erlitt eine komplexe Unterschenkelfraktur mit Nekrose. Mehrere Operationen hätten eine Amputation nach sich ziehen können. Doch nach über 700 Tagen und 17 Operationen kehrte er zurück – führte sein Team in die Play-offs und wurde „NFL Comeback Player of the Year“ 2020.

  • Marc Herremans – Körperlich gelähmt, aber mental unbesiegbar

    2002 brach sich der belgische Triathlet nach einem Sturz das Rückgrat – vollständige Lähmung im Unterkörper. Nur zehn Monate später nahm er am Ironman Hawaii teil – als erster Rollstuhlsportler überhaupt. Eine Leistung, für die er weltweit Anerkennung und Respekt bekam.

  • Alex Zanardi – Beine verloren, Respekt und Anerkennung gewonnen

    Der Rennfahrer verlor beide Beine nach einem Crash 2001. Ein großes Comeback folgte: 2003 ging er mit Handbedienung im Tourenwagen-Rennsport an den Start. Später Übergang zum Handbike: Marathon-Gewinner und Paralympics-Gold 2012. Er zählt zu den größten Vorbildern für Willenskraft.

 

Das Entscheidende: An sich glauben und Talente entdecken

Was all diese Menschen gemeinsam haben? Sie haben sich nicht durch ihre Schwächen (Defizite) oder Einschränkungen (Unfälle, Krankheiten) aufhalten lassen. Sie haben nicht aufgegeben – und sie hatten das Glück, ihre Talente zu entdecken und zu entwickeln.

 

Aber ich finde, Glück sollte hier nicht allein entscheiden!

Genau hier setzen meine Werkzeuge an: Talentometer und BegabungsCheck in der Kindheit, KompetenzCheck next, BerufsCheck next und KarriereCheck an der Schwelle zur Ausbildung. Denn eines ist klar: Wer früh erkennt, wo seine oder ihre Talente liegen, hat die Chance, das volle Potenzial zu entfalten – trotz und manchmal sogar gerade wegen scheinbarer Schwächen und Rückschläge.

 

Zwei Motivationskiller – die keine sein müssen

Nummer 1: Immer wieder höre ich: „Ich habe kein Talent, an mir ist nichts Besonderes!“ Meine Erfahrung nach 25 Jahren Talentberatung: Das stimmt so gut wie nie! Viel wahrscheinlicher ist: Das Besondere wurde nur noch nicht erkannt. Vielleicht liegt es unter der Oberfläche – verdeckt und überlagert durch Schüchternheit, Unsicherheit oder körperliche Merkmale, aber auch durch dumme, unüberlegte, vorschnelle Aussagen und „Einschätzungen“ anderer („Der trifft keinen Ton!“ „Die hat doch zwei linke Hände!“). Wenn wir unsere Talente entdecken und an uns glauben, können daraus beeindruckende Stärken werden. Ein Glücksfaktor fürs ganze Leben!

Nummer 2: Es gibt lästige Einschränkungen und furchtbare Rückschläge, Angeborene, Erworbene oder Unfälle, die uns erst einmal den ganzen Mut nehmen. Manchmal scheint es offensichtlich, dass jemand für bestimmte Aktivitäten und Berufe nicht (mehr) geeignet ist. Schauspielerin mit Sprechfehler? Leichtathlet mit BMI von 30? Top-Ten-Tennisspielerin mit 1,63 m? Model mit Gaumenspalte? Schüchterner Bühnenstar? Beinamputierter Olympiasieger? Unmöglich! Unmöglich? Oh, nein! Für alles gibt es Beispiele, siehe oben. Und es gibt noch viel mehr.

 

Mein Appell: Nicht aufgeben, sondern Talente entdecken

Ich wünsche mir eine Gesellschaft, in der wir Schwächen nicht sofort als Defizite sehen – sondern als Wegweiser und Antreiber. Perfektion ist sowieso langweilig. Es ist das Markante, das Auffällige, das Skurrile, das Außergewöhnliche, das uns fasziniert. Vielleicht steckt hinter dem Kind, das kaum spricht, ein begnadeter Schauspieler, gerade wegen seiner Art zu sprechen unverwechselbar. Vielleicht wird aus dem zurückhaltenden Mädchen eine inspirierende Künstlerin für Millionen, gerade wegen ihrer überwundenen Hemmung, die sie nie ganz abgelegt hat. Vielleicht hat der verträumte Junge einen analytischen Verstand, der später die Städte der Zukunft plant, weil sie immer schon in seinem Kopf herumgespukt haben. Vielleicht berührt uns die Geigerin gerade deswegen im Innersten, weil sie in ihrer Musik all ihre Seelenqualen ausdrückt und verarbeitet.

 

Weil sie wichtiger Teil und Ausdruck unserer Persönlichkeit sind, verdienen es Begabungen, entdeckt zu werden. Und zwar früh und bei allen Menschen. Dann kann man sie fördern – mit Geduld, Hingabe, gezieltem Training und ganzheitlicher Unterstützung.

 

Was können Sie jetzt tun?

Wenn Sie selbst Zweifel haben, oder wenn Sie Kinder und Jugendliche begleiten, die sich „anders“ fühlen: Nutzen Sie Werkzeuge wie den BegabungsCheck oder den Talentometer. Sie helfen, Talente sichtbar zu machen – damit aus Schwächen echte Stärken werden können.

 

Zeigen Sie auf, dass jede Schwäche eine Chance in sich birgt – wenn man nicht aufgibt und seine inneren Potenziale kennt. Diese Lebensgeschichten knüpfen direkt an das an, wofür meine Tools stehen: Frühzeitige Talent­erkennung ist der Schlüssel, weil man so auch unter schwierigen Bedingungen und in schweren Zeiten einen Pfad hat, den man beschreiten kann. Manchmal ist genau das, was uns in der Kindheit ausgrenzt, das, was uns später einzigartig macht.

 

Thomas von Krafft

Berater, Talentscout, Entwickler von KompetenzCheck und Talentometer

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