„Veggies haben schlechtere berufliche Perspektiven!" – Von wegen!
- Thomas von Krafft
- 3. Aug.
- 4 Min. Lesezeit

Beruflich vegan unterwegs – geht das überhaupt?!
Von Thomas von Krafft – Berufs-Talentscout, Testentwickler
„Was willst du denn später mal machen, wenn du nicht mal ein Wurstbrot anfassen kannst?!“
Diese Frage – oft ironisch, witzig gemeint – hören viele junge Menschen, die sich vegetarisch oder vegan ernähren, laufend. Dahinter steckt ein vordergründiger Gedanke: Wer kein Fleisch essen oder anfassen will, für die oder den gibt es beruflich nur wesentlich schlechtere Perspektiven.
Aber stimmt das wirklich?
Vegane Lebensweise – ein globaler Megatrend
Weltweit wächst die Zahl der Vegetarier:innen und Veganer:innen seit Jahren stetig. Nicht als kurzlebiger Ernährungshype, sondern als Ausdruck eines tiefergehenden Wertewandels. Immer mehr Menschen entscheiden sich bewusst gegen tierische Produkte, aus ethischen, ökologischen oder gesundheitlichen Gründen. Laut aktuellen Studien und Umfragen leben in Deutschland etwa 1,5 bis 1,6 Millionen Menschen vegan, rund acht Millionen vegetarisch, Tendenz steigend.
Global betrachtet reagiert die Wirtschaft längst: Start-ups, Konzerne, Universitäten und Forschungsinstitute investieren in pflanzenbasierte Alternativen, Zellkulturen, Vertical Farming, Insektennahrung, Algenprotein oder vegane Lebensmitteltechnologie. Der „Fleischverzicht“ wird zur Innovationsquelle und schafft neue Berufsfelder.
Berufe, bei denen es tierisch schwierig wird
Natürlich gibt es Berufsgruppen, in denen eine konsequent vegane oder vegetarische Lebensweise nur schwer oder kaum vereinbar ist:
Metzger, Fleischer, Schlachter (alle Geschlechter): Puh, schwierig!
Tierpfleger/Tierpflegerin in Zoos, Mastbetrieben oder Tierversuchslaboren: Ethische Konflikte sehr wahrscheinlich!
Tiermedizin mit Fokus auf Nutztierhaltung: Große Gewissenskonflikte vorprogrammiert!
Lebensmittelkontrolleurin, Produktentwickler in fleischverarbeitenden Betrieben: Direkter Kontakt mit tierischen Rohstoffen unvermeidbar, daher schwierig.
Doch jetzt wird es spannend: Gerade weil Veganer und Vegetarierinnen diese Berufsfelder meiden, entstehen neue Alternativen und Perspektiven.
Berufe mit Zukunft für Veganer und Vegetarier (alle Geschlechter)
1. Pflanzenbasierte Lebensmittelproduktion und -technologie
Ob veganer Käse aus Cashews, Burger aus Erbsenprotein oder Eis aus Lupinenmilch, pflanzenbasierte Innovation boomt. Gesucht werden:
Lebensmittelingenieure (alle Geschlechter)
Food-Start-up-Entrepreneurs
Produktentwickler (alle Geschlechter)
Ernährungswissenschaftler (alle Geschlechter) mit Spezialisierung auf vegane Kost
2. Nachhaltige Landwirtschaft und Vertical Farming
Statt Massentierhaltung:
Agrarwissenschaftler (alle Geschlechter) mit Fokus auf nachhaltige Pflanzenproduktion
Permakultur-Berater (alle Geschlechter)
Experten (alle Geschlechter) für Urban Farming, Vertical Farming und Aquaponik
3. Klimaschutz, Umweltbildung und NGO-Arbeit
Berater (alle Geschlechter) für nachhaltige Ernährung in Politik & Bildung
Mitarbeit bei Organisationen wie PETA, ProVeg, Greenpeace, Slow Food
Öffentlichkeitsarbeit, Kampagnenmanagement, politische Kommunikation
4. Vegane Entrepreneure und Influencer
Eigene Marke? Eigener Laden? Eigener Blog, Online-Shop oder Lieferservice?
Beratung für Gastronomie (Veggie-Angebote, Umstellung der Speisekarten)
Influencer, Podcaster, Buchautoren (alle Geschlechter) mit Fokus auf fleischlose Ernährung
5. Gesundheit und Prävention
Vegane Diätassistent (alle Geschlechter)
Coaches für pflanzenbasierte Ernährung
Gesundheitsberater (alle Geschlechter) in Betrieben und Krankenkassen
6. Design, Mode und Produktentwicklung
Vegane Mode-Labels (ohne Leder, Wolle, Seide)
Taschen, Schuhe, Accessoires aus Alternativmaterialien
Entwicklung von tierfreien Kosmetikprodukten
Forschung und Lehre: Wo die Zukunft geformt wird
Universitäten und Forschungsinstitute richten Studiengänge ein zu:
Sustainable Food Systems
Plant-Based Innovation
Vegan Nutrition
Humane Education
Zukunftsträchtige Arbeitsfelder für Akademiker (alle Geschlechter) mit vegetarischer oder veganer Gesinnung!
Fleischlose Zukunft? Mutter Erde sagt danke
Ein kurzer Exkurs, den ich mir nicht verkneifen kann. Es ist auch Konzession und Respektsbezeugung gegenüber meinen fortschrittlich denkenden Kindern, Tochter und Sohn, die als Vertreter der Generation Z in einem anderen ökologischen Bewusstsein aufwachsen und beide vegan leben. Und – kaum zu glauben für Papa! – sie leben noch und sehen ganz gesund aus😉.
Fleischproduktion ist einer der größten Treiber des Klimawandels (CO2, Methan, Flächenverbrauch, Wasserverbrauch).
Eine pflanzenbasierte Ernährung kann Emissionen drastisch senken.
Nicht nur Experten fordern längst ein globales Umdenken in der Tierhaltung – nicht nur wegen Tierwohl, sondern wegen der inzwischen nicht mehr zu leugnenden Klimadaten.
Das bedeutet: Wer sich als Veganer (alle Geschlechter) beruflich engagieren will, arbeitet nicht gegen das System, sondern am System der Zukunft!
Resümee: Bessere Chancen als gedacht – vielleicht sogar die besten überhaupt
Vordergründig könnte man meinen: Wer tierische Produkte ablehnt, grenzt sich von großen Teilen des Arbeitsmarktes aus. Doch in Wahrheit tun sich gerade dadurch neue Türen auf – in der Forschung, in innovativen Unternehmen, in Start-ups, in Bildung und Beratung, in der Ökologie, im Design, in der Ernährung usw..
Veganer und Vegetarier (alle Geschlechter) sind nicht außen vor, sondern ganz vorne dabei!
Impulse für Beratung, Coaching und Berufsorientierung
In meiner Arbeit als Entwickler und Anbieter von Testverfahren zur Berufs- und Studienorientierung stoße ich, vor allem im Gespräch mit meinen Kunden (Branchenverbände, Initiativen, Stiftungen, Schulen, Hochschulen, Unternehmen), immer wieder auf Bedenken: „Es entstehen total blöde Situationen, wenn das Matching z.B. Berufe wie Fleischer empfiehlt, die Jugendlichen aber konsequent vegan sind?“ Natürlich „denken“ die Matchings, wenn sie ganzheitlich sind, alle Berufe, Ausbildungen und Studiengänge mit.
Tipp für die Beratung: Werte dürfen kein Hindernis sein! Meine Empfehlung bei Konflikten wie „Fleischer versus vegan“ ist: Die Forschung und Produktentwicklung ist im Moment gerade da spannend, wo es darum geht, die traditionellen Fleischesser für fleischlose Alternativen zu begeistern. Ein Spruch eines Anbieters von Fleischalternativen ist: „Made for Meat Lovers!“ Meine Empfehlung daher: Menschen, die für den traditionellen Beruf des Metzgers oder Fleischers eine Eignung und passende Fähigkeiten mitbringen, aber Vegetarier oder Veganer sind, bringen ganz sicher eine wunderbare Eignung für die Entwicklung und Herstellung von attraktiven, wohlschmeckenden Fleischalternativen mit. Wer könnte besser und überzeugender fleischlose Steaks, Bratwürste, Salamis und Schnitzel entwickeln als geborene Metzger (alle Geschlechter) mit veganer Lebenseinstellung?
Sie beraten junge Menschen, die vegan leben? Sie selbst denken über berufliche Veränderungen nach – mit Sinn, Ethik und Nachhaltigkeit? Dann lohnt es sich, genau hinzuschauen. Denn: Die Zukunft ist pflanzenbasiert. Und wer das früh erkennt, ist im Vorteil.
Ihr
Thomas von Krafft
tvk@ikobe.de und 0173 35 90 314




Kommentare