Warum es kein Problem ist, erst einmal KEINEN Plan zu haben
- Thomas von Krafft
- 18. Juni
- 4 Min. Lesezeit

Kein Plan, wie es nach dem Schulabschluss weitergeht? Kein Problem!
Nach wie vor weiß ein großer Teil der Jugendlichen nicht, wie es nach dem Schulabschluss weitergehen soll. Viele – vor allem auch die Eltern – macht das nervös. Irgendwie spüren sie einen wachsenden Druck, doch jetzt mal mit einem Plan aufzuwarten. Bei manchen kommt regelrecht Panik auf.
Relax! Don’t panic!
Ich bin der Meinung, wir Berater und Beraterinnen sollten hier deeskalierend und beruhigend wirken.
Botschaft an die jungen Leute:
„Lasst euch …
von niemandem unter Druck setzen
nicht erzählen, es käme jetzt auf ein paar Tage hin oder her an
nicht einreden, alle anderen wüssten schon seit langer Zeit, was sie machen werden
nicht von eurem persönlichen Tempo abbringen
Dafür ist diese Reise zur Selbsterkenntnis zu wichtig. Und ihr habt nicht zuletzt mit uns als professionellen Begleitern wertvolle Verbündete.“
Was bedeutete die Schule für die Mädels und Jungs?
Jahrelang hat die Institution Schule ihnen eine sichere und feste Struktur gegeben und war einer der zentralen Orte des Lebens. Sie fanden dort Freundinnen, Gegner, Mitstreiter und Konkurrentinnen, sie erlebten Erfolge und Misserfolge, Liebeskummer und Liebesglück, schöne und furchtbare Momente, hervorragende Lehrer und Lehrerinnen, und weniger hervorragende, all das und noch viel mehr. Und jetzt?
Es ist ungerecht
In dieser ganzen Zeit wurden ihnen die meisten Entscheidungen abgenommen, jetzt sollen sie plötzlich eine der wichtigsten Entscheidungen überhaupt selber treffen, und das schnell und zielsicher.
In all den Jahren wurden ihnen zeitliche Einteilung und Struktur teilweise minutiös vorgegeben, jetzt sollen sie das plötzlich selbst beherrschen und genau wissen, was wann zu tun ist.
Ihr Leben lang wussten meist andere genau, was gut und was schlecht für sie ist, jetzt sollen sie plötzlich einen eigenen zuverlässigen Kompass dafür haben.
Jahrelang wurde ihnen – durchaus mit bester Absicht – ein Bild vermittelt, wie der moderne Mensch zu sein hat, moralisch, ethisch, intellektuell, charakterlich, jetzt sollen sie plötzlich ihre unverwechselbare Individualität erkennen, um sie als Grundlage für die Berufsentscheidung zu nutzen.
Das alles ad hoc einzufordern ist ungerecht und kann nur zur Überforderung führen. Auch wenn viele Schulen bereits so etwas wie Berufsorientierung anbieten: Die Überforderung bleibt bei der Mehrheit der Jugendlichen. Das hat zur Folge, dass sie darauf reagieren, wie sie auch in den Jahren davor reagiert haben: Sie fragen ihre Eltern und/oder Freunde und Freundinnen, wie die es gemacht haben oder machen, und was sie denken und vorschlagen. Umfragen zeigen das.
Aber:
Weiß der beste Buddy wirklich, was das geeignetste für einen selber ist, welcher Beruf oder welches Studium zu einem passen? Gewiss nicht!
Oder weiß der Papa, der vielleicht Orthopädiemechaniker ist, welches Studium oder welcher Beruf zu seiner Tochter passt, die vielleicht gerne Theater spielt, aber überhaupt noch keine Idee für eine Ausbildung hat? Gewiss nicht!
Passt der Ausbildungsberuf zu den individuellen Talenten, nur weil das die beste Freundin auch macht und man davon träumt, sich in der selben Firma zu bewerben, weil man sich dann weiterhin sehen kann? Gewiss nicht!
Ist dieser Ausbildungsberuf oder jenes Studium passend, weil da im Moment ein großer Bedarf herrscht und beste Karrierechancen vorhergesagt werden? Gewiss nicht!
Erkenne dich selbst!
Nein, nichts kann die Reise zu sich selbst ersetzen, den Weg der Selbsterkenntnis, die Suche nach dem „Wer bin ich? Was kann ich? Was werd‘ ich?“.
Und ja, die Reise kostet etwas Zeit und Energie, aber der Lohn für alle, die sie unternehmen, ist hoch und übertrifft den Einsatz um ein Vielfaches.
Wie sieht diese Reise aus? Hier ein ganz grober Überblick:
Wer bin ich?
Jeder Mensch fühlt sich in einer bestimmten Umgebung wohl und ist in einem bestimmten Umfeld am motiviertesten und erfolgreichsten. Persönliche Eigenschaften entscheiden hier, z.B. Extrovertiertheit, Teamorientierung, Mobilität, Vorlieben und Abneigungen, Träume und Wünsche, Interessen und Leidenschaften, Ziele und Motivation.
Was kann ich?
Der in einem breit gefächerten, hoch entwickelten Schulsystem ausgebildete Mensch kann fast jeden Beruf irgendwie ausüben. Man wird unterstützt, man passt sich an, man übt und lernt. Aber das ist es natürlich nicht, was man als „Traumberuf“ bezeichnen würde, oder als „Hat seine Leidenschaft zum Beruf gemacht“ oder „Lebt ihr Talent voll aus“. Dafür ist es erforderlich, sich aktiv und systematisch auf die Suche nach den eigenen Begabungen und Talenten zu machen, und diese zu fördern und zu entwickeln.
Was werd‘ ich?
Hat sie oder er dann diese ersten beiden wichtigen Schritte unternommen, „Wer bin ich?“ und „Was kann ich?“, was schon einmal ganz großartig ist, dann gilt es, herauszufinden, welche Tätigkeiten, Branchen und Berufe denn dazu passen. Das ist äußerst komplex, denn die Möglichkeiten sind unglaublich vielfältig und ständig in Bewegung, und der Informationsgrad der jungen Menschen (und der meisten anderen auch) über die tatsächlichen Charakteristika von Ausbildungsberufen und Studiengängen ist ganz erbärmlich. Bei Hunderten von Ausbildungsberufen und vielen Tausenden von Bachelor-Studiengängen ist das auch kein Wunder. Hier braucht es unbedingt ein ausgefeiltes Matching, das die individuellen Voraussetzungen mit der Arbeitswelt abgleicht und Übereinstimmungen identifiziert.
Fazit: Nur Mut!
Obwohl in vielen Fällen erst einmal Ratlosigkeit und Überforderung herrschen, besteht Grund zur Hoffnung. Denn es gibt einen bewährten und Erfolg versprechenden Weg, den richtigen Ausbildungsplatz, das richtige Studium, den richtigen Arbeitgeber, die nächste Karrierestufe, den perfekten Platz in der Arbeitswelt zu finden. Zwei Schritte sind dafür notwendig:
Die ebenso alte wie aktuelle Forderung nach der Selbsterkenntnis. Erkenne dich selbst! Sei dir bewusst, was du willst, brauchst und kannst.
Ein System, das aufzeigt, welche Branchen, Tätigkeiten und Berufe den Bedürfnissen, Talenten und Fähigkeiten entsprechen.
Die Lösung dafür sehe ich in drei Komponenten:
Gute Testverfahren, die systematisch Träume, Wünsche, Interessen, Talente, Fähigkeiten und Erfahrungen und dazu passende Berufe strukturiert und klar aufzeigen.
Gute Beraterinnen und Berater, die die Ergebnisse interpretieren können und einen bei der Orientierung, dem Berufseinstieg, dem Wiedereinstieg oder dem Aufstieg begleiten.
Am Ende eine Expertin oder einen Experten, die oder der auf der Grundlage dieser Erkenntnisse professionell die volle Power künstlicher Intelligenz nutzt, um die ganze Bandbreite der Möglichkeiten auszuschöpfen.
Ich habe hier viele Punkte sträflich gekürzt und grob zusammengefasst. Dazu in den folgenden Artikeln mehr. Bleiben Sie also dabei!
Ich freue mich auf Kommentare und Rückmeldungen
Ihr
Thomas von Krafft, tvk@ikobe.de
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