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Was haben Talente mit Demokratie zu tun? Sehr viel!

Aktualisiert: 13. Juli

Demokratie und Talententfaltung gehören untrennbar zusammen - sich für sie einzusetzen, heißt, sich für sich selbst einzusetzen

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Impulse für alle, die junge Menschen begleiten, bilden und beraten.

 

Freiheit zur Entfaltung ist nicht selbstverständlich - Wenn Talent zur politischen Frage wird

 

Ich lese gerade Yuval Noah Hararis Buch "Nexus - Eine kurze Geschichte der Informationsnetzwerke". Es hat mich auf eine Idee gebracht, die mich nicht mehr loslässt: Wie eng hängt die freie Entfaltung unserer Talente und Persönlichkeit eigentlich mit einer funktionierenden Demokratie zusammen?

Ich glaube: extrem eng. Vielleicht enger, als uns das im Alltag bewusst ist.

Wir sprechen oft über Talententdeckung, Talentförderung, Potenzialentfaltung – in Schulen, in Beratung, in der Arbeitswelt, und es ist für uns hier in der freien Welt des globalen Nordens und Westens völlig selbstverständlich. Aber wir sprechen selten darüber, welches politische Klima, welches gesellschaftliche Fundament, welche Art von Gesellschaft diesen wunderbaren Umstand überhaupt ermöglicht. Talententdeckung und -entfaltung ist kein Naturgesetz. Sie ist das Ergebnis einer Haltung: zu Freiheit, Individualität, zum Menschen, auch zu den Unterschieden, zur Diversität, zum Anderssein.

 

Demokratie ist ein Talentförderer

 

In Demokratien gibt es ein Recht auf Bildung, freie Berufswahl, Meinungsfreiheit, kreative Entfaltung – alles Grundvoraussetzungen dafür, dass Menschen ihre Talente entdecken und nutzen können. In einer funktionierenden Demokratie gilt: Ich darf denken, was ich will. Ich darf lernen, was ich möchte. Ich darf mich ausdrücken, gestalten, irren, verändern. Ich darf Beruf und Lebensweg wählen, mich ausprobieren, neu anfangen. Das ist aber keine Selbstverständlichkeit – es ist ein historisch erstrittener Raum.

Nur in diesem Raum ist wirkliche Talententfaltung möglich. Denn sie braucht:

  • Vielfalt, um sich zu orientieren,

  • Freiheit, um auszuprobieren,

  • Fehlertoleranz, um zu lernen,

  • Teilhabe, um mitgestalten zu dürfen.

Wer also junge Menschen in ihren Talenten stärkt, stärkt immer auch demokratische Werte. Es ist ein Akt der Selbstermächtigung – und zugleich ein Beitrag zur Gesellschaft.

 

Autokratien fürchten Talente – Vielfalt ist unbeliebt


Der Blick auf autoritäre Regime zeigt das Gegenteil: Dort werden Individualität, Kreativität und Selbstbestimmung oft als Störfaktoren gesehen – nicht als Ressourcen. Das führt zu Anpassungsdruck, Repression oder Gleichschaltung. In Autokratien werden Talente oft nur gefördert, wenn sie dem System nützen. Wer zu kritisch, zu frei, zu eigenständig ist, wird ausgebremst, gilt nicht selten als verdächtig. Uniformität ersetzt Individualität. Anpassung wird belohnt, Abweichung bestraft. Es dominiert ein normiertes Leistungs- und Rollendenken – wer anders denkt, gilt schnell als gefährlich.

In solchen Systemen werden nicht nur Stimmen, sondern auch Begabungen zum Schweigen gebracht. Kreative Energie versiegt. Innovationen bleiben aus. In den Menschen verkümmert etwas, das ihnen eigentlich gehört: ihr Potenzial, ihre Besonderheit, ihr innerer Kompass, ihre Neugier, ihre Gestaltungskraft.

Demokratische Gesellschaften setzen auf Diversität – auch in Bildungswegen, Berufsbildern, Ausdrucksformen. Wer Talente fördern will, muss verschiedene Wege zulassen und Abweichung vom Standard nicht nur erlauben, sondern wertschätzen.

 

Talente brauchen Demokratie – und umgekehrt


Man kann es auch umdrehen: Eine Demokratie braucht Talente, um sich zu erhalten und weiterzuentwickeln. Sie lebt von Menschen, die:

  • (im traditionellen und ursprünglichen Sinne) querdenken können,

  • Verantwortung übernehmen,

  • Ideen einbringen,

  • kritisch mitreden,

  • sich mit anderen vernetzen,

  • gestalten wollen.

Das alles sind Ausdrucksformen von Talenten. Die Demokratie ist nicht nur der Schutzraum für ihre Entfaltung, sondern ihr Resonanzraum. Wenn wir diesen Raum nicht pflegen, verengt er sich. Und mit ihm unsere Möglichkeiten. Die offene Gesellschaft lebt vom Wettbewerb der Ideen, von Innovation, kritischem Denken und eigenverantwortlichem Handeln. Nur durch selbstständig denkende, kreative, kompetente Menschen bleibt eine Demokratie lebendig. Wer Talente unterdrückt, verhindert letztlich auch demokratische Weiterentwicklung.

 

Es geht auch um uns selbst


Autonomie und Verantwortung sind zwei Seiten derselben Medaille. Was mir dabei immer klarer wird: In dem Maß, wie Demokratie geschwächt wird, geht auch unsere ganz persönliche Freiheit zur Selbstverwirklichung verloren. Die Chance, uns weiterzuentwickeln, neue Wege zu gehen, unser Potenzial in die Welt zu bringen. Wenn Bildung kontrolliert, Medien gleichgeschaltet und Debatten eingeschränkt werden, dann verlieren wir alle. Auch die stillen Talente. Auch die leisen Stimmen. Auch die Unangepassten. Vor allem die! Deshalb müssen wir wachsam sein. Und nicht erst, wenn es zu spät ist.

Demokratie heißt: Ich darf entscheiden – aber ich muss auch Verantwortung übernehmen. Talententfaltung ist nicht nur ein individuelles Glück, sondern auch ein gesellschaftlicher Beitrag und Auftrag. Wer seine „Gaben“ einsetzt, gibt etwas, gestaltet mit – in Schule, Beruf, Ehrenamt, Öffentlichkeit. Für sich und für alle anderen.

 

Unabhängige Talentförderung ist Demokratiearbeit


Wenn wir Berater und Beraterinnen ein Gutachten für ein Kind schreiben, wenn wir mit einem Jugendlichen über seine Stärken sprechen, wenn wir anderen helfen, Talente sichtbar zu machen – dann ist das für mich nicht nur Pädagogik. Es ist ein gesellschaftlicher, politischer Akt im besten Sinne. Weil ich damit ein Stück der Welt schaffe, in der Individualität geschätzt wird. In der Menschen wachsen dürfen. In der Anderssein kein Mangel, sondern ein Gewinn ist.

Ich glaube: Wenn wir diesen Zusammenhang deutlicher machen, bekommt Talentförderung eine neue Tiefe. Sie wird zur tragenden Säule einer freien Gesellschaft.

 

Fazit: Demokratie beginnt in der Förderung des Einzelnen


Ein Bildungssystem, das Talente systematisch nicht fördert (z.B. durch Unterdrückung, Ausgrenzung, Uniformität), unterminiert demokratische Strukturen – weil es Menschen klein hält, passiv, abhängig oder unsichtbar macht.

 

Jede Möglichkeit zur freien Talententfaltung ist auch ein Gradmesser für den Zustand einer Gesellschaft. Wo Talente verkümmern, stirbt auch ein Teil der Demokratie. Wo sie gepflegt, geschützt und geschätzt werden, entsteht Freiheit, Innovation, Entwicklung und Menschlichkeit.


Deshalb ist für mich klar: Talentförderung ist nicht nur wichtig. Sie ist elementar für den Erhalt dessen, was wir gemeinsam bewahren müssen.

Und da zählt jeder Tag. Die freie Entfaltung von Talenten ist kein Nebenschauplatz der Demokratie – sie ist ein Gradmesser dafür, wie ernst es eine Gesellschaft mit Freiheit, Gleichheit und Teilhabe meint. Jede gelungene Talentförderung ist gelebte Demokratie – konkret, alltagsnah, zukunftswirksam.


Diskutieren Sie mit. Ich freue mich auf Rückmeldungen.

 

Wenn Sie selbst Beraterin oder Berater sind, oder Bildungsmaßnahmen anbieten und leiten, z.B. Potenzialanalysen, Seminare und Workshops, dann sind unsere Testverfahren KompetenzCheck next und BerufsCheck next genau das Richtige für Sie. Sie liefern Ihnen Top-Beratungscontent auf dem Silbertablett.

 

Schreiben Sie mir oder rufen Sie mich an. Ich freue mich.

Ihr

Thomas von Krafft

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